Ostkreuzblog

Das Onlinetagebuch zum Ostkreuz-Umbau

27 Antworten zu „Von Berliner Halbherzigkeiten und der ewigen Luxusdiskussion“

  1. Avatar von Berlin Hauptbahnhof

    Tja. Eigentlich wollte ich mit dem Thema gerade abschließen, weil es mich langsam nervt und weil man eh keinen Einfluss darauf hat. Letztendlich werden Bahn und Politik tun was sie für richtig halten. Da können wir lamentieren, pro oder contra, wie wir wollen.

    Es gibt innerhalb unseres Teams auch verschiedene Meinungen dazu, ich kann an dieser Stelle nur meine persönliche wiedergeben:

    Ja, ich halte diese ganze Sache für ein Luxusproblem. Da fehlt einfach komplett die Verhältnismäßigkeit.

    Die meisten Leute denken wohl, man pappt die restlichen Teile da einfach so dran und gut ist. Es gibt aber durchaus ein paar bauliche Risiken, die man nicht unterschätzen sollte. Was kaum einer weiß ist, dass die letzten Dachsegmente wegen der Proportionen ersteinmal zurückgebaut werden müssten – hier würde dann also tatsächlich „coupiert“ – und dadurch verändert sich die Statik. Mit dem Ostbahnhof, wo lediglich eine neue Verglasung stattfand, ist das nicht zu vergleichen.

    Abgesehen davon wäre es sogar ziemlich leichtsinnig, die seit zehn Jahren gammelnden Teile da jetzt ungeprüft einfach so anzubauen. Ein Teil der Befürchtungen bzgl. unsachgemäße Lagerung hat sich zudem bestätigt. Laut Zeitungsberichten fehlen inzwischen Teile bzw. sind kaputt / „porös“.
    http://www.bz-berlin.de/bezirk/tiergarten/verlaengerungsteile-fuer-dach-teilweise-kaputt-article1699884.html
    Da nützt es auch zehnmal nichts, dass sie bereits bezahlt waren. Die nachträgliche Montage und erforderliche Produktion neuer Teile ist es noch nicht.

    Wer die Probleme kennt, die bereits das vorhandene Dach macht, kann eigentlich auch nicht dafür sein, diese auch noch in die Länge zu ziehen, bevor man eine Lösung entwickelt hat. In den letzten Wochen waren doch tatsächlich mal Leute da oben und haben neuen Korrosionsschutz angebracht und Schrauben nachgezogen. Es passieren also immerhin noch rudimentäre Instandhaltungsarbeiten, wenn schon nicht gereingt wird und es für die dutzenden kaputten Scheiben (jede davon eine teure Einzelanfertigung) sowie die undichten Stellen weder eine Erklärung noch eine Lösung gibt. Die eingelagerten Restsegmente scheinen nicht besser in Schuss zu sein (s.o.), und das obwohl hier die äußeren Umwellteinflüsse fehlen.

    Wie Brücke und Gleise gehört auch das Dach generalüberholt, das ist in den jüngsten Medienberichten unter den Tisch gefallen, wurde aber damals beim Thema „Krähenproblem“ von der DB noch vollmundig angekündigt.
    http://berlinhauptbahnhof.wordpress.com/2011/12/08/hitchcocks-erben/
    Erst dann kann überhaupt erwogen werden, es jemals zu verlängern.

    Was sich der Architekt gedacht haben mag ist eine gute Frage! Es ist wohl so, dass es verschiedene Entwürfe gab, und auch ein Bahnhof mit der heutigen Dachlänge war darunter. Entschieden hat man sich für 430 Meter Dach, aus Zeit- bzw. Prestigegründen wurde dann jedoch auf einen der Alternativ-Entwürfe zurückgegriffen (und nicht „verkürzt“ oder „verstümmelt“, wie es immer heißt.) Auch das ist öffentlich kaum bekannt und liegt auch an dem Theater, das von Gerkan in den Medien veranstaltet hat. Als hätte er selbst nie dabei mitgeholfen, den Alternativentwurf, immerhin sein eigener bzw. aus seinem Büro stammend, umzusetzen. Die 430m waren also nicht DAS Ursprungskonzept, auch wenn immer so getan wird, und das heutige Dach passt in ästhetischer sowie funktionaler Hinsicht genauso gut.

    Es bietet nämlich allem was darunter ist Schutz vor Verwitterung.

    Das ist tatsächlich ein Argument. Mir ist allerdings nicht bekannt dass andere „Freiluftbahnsteige“ dahingehend Probleme hätten?

    Würde das nicht gar die Immobilien rund um den Hauptbahnhof attraktiver machen?

    Welche Immobilien? Aus den Hotels kamen bislang keine Beschwerden. Was möglicherweise an eingebauten Schallschutzfenstern liegen mag. Subjektiv betrachtet schluckt das Glasdach weniger Lärm als man denkt. Man kann draußen auf den Terrassen jede Ansage verstehen. Wohnbebauung ist hier nicht (mehr) vorgesehen, aber bei den zu erwartenden Preisstrukturen eventueller Wohnhäuser an diesem Ort dürfte Schallschutz integriert sein. Zumal es hier ja auch anderen Verkehrslärm gibt.

    Ob bei einem längerem Dach tatsächlich auch mehr Solarzellen angebracht würden, weiß ich gar nicht. Das wäre in der Tat ein dickes Pro.

    Ja, ein längeres Dach wäre schön gewesen und hätte manche Vorteile gehabt. Aus heutiger Sicht und angesichts dringenderer Sorgen ist es allerdings überflüssig, Aufwand und Nutzen stehen in keinem Verhältnis. Es ist ganz einfach zu spät dafür, der Zug ist abgefahren – und wenn er ein zweiteiliger ICE war, dann vermutlich sowieso im Untergeschoss.

  2. Avatar von Pascal B,
    Pascal B,

    Hallo,
    ich habe vor kurzem gelesen dass von dem Dach schon viele Teile, die eingelagert wurden, nicht mehr da sind weil sie geklaut wurden.

  3. Avatar von Richnow

    Sehr interessant .
    Würde gern mehr erfahren!
    Danke Ilka & Peter

  4. Avatar von Bernd
    Bernd

    Ich bin auch für eine Verlängerung. Das Argument mit dem Lärmschutz ist sicher richtig, auch wenn ein ungestörter Ausblick von einem Teil des Bahnsteiges vielleicht auch etwas hat, allerdings wäre der auf der Humboldt-Hafen-Seite sicher attraktiver. Mindestens müssen es aber „normale“ Bahnsteigdächer sein, denn so wie jetzt ohne Dach ist es einfach armselig. Mehr Solarmodule wären allerdings garantiert nicht sinnvoll, sondern grundsätzlich in unseren Breiten ineffizient und umweltschädlich.

  5. Avatar von Sebe
    Sebe

    allen punkten kann ich nur zustimmen. auch mit der erinnerung an letzten winter, wie sprichwörtlich meterhoch der schnee auf dem westlichen bahnsteigende versucht wurde zu stapeln, damit man diesen überhaupt nutzen konnte.
    und det kostet ja auch…

  6. Avatar von Klaus Ihlenburg
    Klaus Ihlenburg

    Hallo Stefan, ich kann Deinen Argumenten nur zustimmen. Für den Hauptbahnhof der Hauptstadt gehört es sich einfach ein komplettes Dach zu haben. Diese ewige Kleingeisterei geht mir sowieso mächtig gegen den Strich.